wie helfe ich meinem alkoholabhängigen Mann

Mein Mann ist alkoholabhängig. Was tun?

AvatarHallo Frau Wiegand,

ich habe Ihr Selbsthilfe-Programm Endlich Alkoholfrei! eigentlich für meinen Mann bestellt.

Aber jetzt lese ich es mit großem Interesse selbst.

Mir ist jetzt bei Ihrer „Warum-Lektion“ folgendes aufgefallen: Ich könnte mir vorstellen, dass mein Mann als „warum“ das sieht, was Ihr erstes Beispiel beschreibt, nämlich dass ich glücklich mit ihm sein soll.

Sie schreiben, man solle sich überlegen, wie eine glückliche Partnerschaft aussehen solle. Wie man sich diese vorstellt. Was aber, wenn der Partner andere Vorstellungen hat und man das weiß?

In unserem Fall ist es so, dass wir uns erst vor knapp zwei Jahren kennengelernt haben, seit einem Jahr leben wir zusammen und sind inzwischen verheiratet (beide in zweiter Ehe, mein Mann ist 58, ich 57).

Mein Mann möchte mich „für sich alleine“, es nervt ihn, wenn meine (erwachsenen) Kinder da sind, wenn ich mich zu sehr um unseren jungen Hund kümmere und wenn ich nicht mehrmals in der Woche Lust auf Sex habe, ist er verletzt und traurig.

Also wenn er jetzt überlegt, wie ER sich eine schöne Partnerschaft vorstellt, für die sich der Verzicht lohnt, dann wird er gleichzeitig meinen, dass sich seine Vorstellungen ja mit mir nicht verwirklichen lassen.

Mir erscheint das jetzt irgendwie unlösbar.

Es ist übrigens so, dass er schon 15 Jahre lang täglich trinkt und schon sicher 8 Jahre viel zu viel. Es hat also nichts mit unserer Beziehung zu tun, sondern wurde (so haben es Freunde erlebt) kurzfristig besser, nachdem er mich kennengelernt hat.

Wenn Sie eine Idee zu meinen Bedenken haben, wäre ich sehr dankbar.

Kris antwortet

Hallo Sybille,

viele Dank für Ihre offene E-Mail.

Aus Ihren Zeilen kann man lesen, dass sich zwei Menschen gefunden haben, die sich etwas bedeuteten.

Das ist großartig!

Ein weiser Mensch hat einmal gesagt: „Eine Beziehung ist nicht dazu da, um uns glücklich zu machen. Sie ist dazu da, um daran zu wachsen und zu erkennen, dass das Glück in einem selbst liegt.“

Zu Ihren Bedenken: Machen Sie es sich bewusst, dass es Ihre eigenen Bedenken und Befürchtungen sind, welche die Situation als unlösbar erscheinen lassen.

Ihr Mann bewertet Ihre Beziehung mit großer Wahrscheinlichkeit ganz anders als Sie.

Gehen Sie noch einmal zurück zur Lektion #3 „Wie Gedanken Gefühle prägen“ im Selbsthilfe-Programm Endlich Alkoholfrei!

Die Lektion erklärt die Gefühle Ihres Mannes gegenüber ihrem Verhalten.

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Wie Gedanken Gefühle prägen

Machen Sie sich auch bewusst, dass Ihr Mann nicht wirklich auf Ihr Verhalten reagiert, sondern auf seine eigenen Gedanken zu Ihrem Verhalten.

Eifersucht, einen anderen Menschen nicht teilen wollen, wurzelt meist in tief sitzenden unbewussten Glaubenssätzen wie: „Ich bin nicht wichtig. Andere sind wichtiger. Ich bin nicht wertvoll. Ich bin nicht liebenswert.“

Bekommt man mit derartigen Denkautomatismen nicht die uneingeschränkte Aufmerksamkeit, die man sich wünscht, wird man auf diesen Glaubenssatz (der falsch ist und wie eine Wunde schmerzt) gestoßen.

Das erklärt die eifersüchtige Reaktion Ihres Mannes. Er fühlt sich in seinem falschen Glaubenssatz bestätigt und reagiert auf seine eigene irrtümliche Annahme

 

Andere Ansichten - Andere Reaktionen

Ein anderer Mann, der diese seelischen Verletzungen nicht in sich trägt, würde auf die gleiche Situation ganz anderes reagieren.

Er könnte sich über den überraschenden Familienzuwachs freuen. Er könnte Spass daran haben die erwachsenen Kinder seiner Frau kennen zu lernen. Er könnte sich darüber freuen, dass seine geliebte Frau soviel Freude mit einem kleinen Hund hat.

Der Punkt ist – und da ist man auch bei der Ursache von Alkoholabhängigkeit – man kann es nicht positiv sehen, weil man so viele unbewusste negative Glaubenssätze mit sich herumträgt.

Diese negativen Glaubenssätze wirken wie ein Filter oder wie eine zu dicke Sonnenbrille. Selbst bei strahlendem Sonnenschein sieht man überall nur das Dunkle und den Schatten.

Deshalb erscheint das Leben mit Alkohol soviel besser.

Er nimmt einem für eine Zeitlang die Brille von der Nase.

Kritik und Ratschläge vermeiden

Ich bin mir nicht sicher, ob ihr Mann es verstehen wird, wenn Sie es ihm so direkt sagen.

Denn Menschen mit Alkoholproblem sind weder für Kritik noch für gutgemeinte Ratschläge zu haben.

Warum?

Weil Ratschläge und Kritik genau in der Wunde bohren, die zum Trinken veranlasst: Man fühlt sich defekt, nicht gut genug, nicht Manns genug, um seine Probleme selbst lösen zu können.

Das ist ein echter Teufelskreis für Alkoholabhängige.

Darin steckt man solange fest, bis man selbst darauf kommt, dass es die eigenen Gedanken sind, die einem diese Hölle bescheren.

 

Wie können Sie ihrem Mann trotzdem helfen?

Hier sind zwei Vorschläge, was Sie tun könnten, um Ihrem Mann und sich selbst zu helfen.

Vorschlag 1:

Meine Erfahrung ist, dass es am besten funktioniert, anderen Menschen etwas zu zeigen, indem man es ihnen vorlebt.

Lesen Sie noch einmal die Lektion 3 im Selbsthilfe-Programm Endlich Alkoholfrei! und wenden Sie die Übung auf Ihre eigene aktuelle Situation an.

Leben sie Ihrem Mann vor, dass man die freie Entscheidung hat, wie man eine Situation bewertet.

Deuten Sie die Eifersucht Ihres Mannes nicht als Kritik an Ihrem Verhalten, sondern als das, was es ist: Die Sehnsucht geliebt zu werden. Die Sehnsucht, sich liebenswert und wertvoll zu fühlen.


Vorschlag 2:

Bestärken Sie Ihren Mann indirekt in neuen, besseren Glaubenssätzen. Sagen Sie Ihm, wenn Sie mit dem Hund Zeit verbringen, wie glücklich Sie sich schätzen, einen so süßen Hund zu haben UND so einen wundervollen Mann!

Lassen Sie ihn wissen, wieviel es Ihnen bedeutet, dass er soviel Verständnis hat, dass die Kinder zu Besuch kommen dürfen. Sagen sie ihm, wie froh sie sind, Ihn  kennengelernt zu haben. Wieviel es ihnen bedeutet wieder eine komplette Familie zu haben.

Wenn Sie ein bisschen in sich hineinhorchen wird es Ihnen nicht schwer fallen.

 

Wachsen Sie gemeinsam am Alkoholproblem

Allerdings – und jetzt sind wir wieder am Anfang – ist es nicht Ihre Aufgabe und es liegt auch gar nicht in ihrer Macht, Opfer zu bringen, um Ihren Mann glücklich zu machen.

Denn ob Ihr Mann glücklich ist oder nicht, hängt nicht davon ab, was Sie tun, sondern davon, wie er bewertet, was Sie tun.

Und darauf hat man partout keinen Einfluss, denn man kann einem anderen Menschen nicht in den Kopf steigen und für ihn denken.

Liebe Sybille, Sie und Ihr Mann sind auf einer spannenden Reise zu sich selbst und zu ganz vielen neuen Erkenntnissen!

Sehen Sie das Alkoholproblem Ihres Mannes nicht als Problem, sondern als das, was es im Verborgenen für Sie beide ist: Eine riesige Chance als Menschen zu wachsen.

Es grüßt Sie herzlich

Kris Wiegand

Wie weg vom Alkohol? Frag Kris!

Du hast auch eine spezielle Frage, wo du nicht weiter kommst?

Dann buche ein persönliches 1:1 Begleitungsgespräch.

Oder melde dich zum Selbsthilfe-Programm Endlich Alkoholfrei! an und schreibe mir!

Ich freue mich, dich auf deinem Weg in die Freiheit zu begleiten.

Deine
Kris Wiegand

Der Selbsthilfekurs

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